Dachdecker: Wir sind unseren Preis wert
Die wirtschaftliche Entwicklung im Dachdeckerhandwerk ist 2019 weiterhin positiv, wenn auch die Zuwächse nicht mehr ganz so hoch ausfallen wie im Vorjahr. Nicht nachzuvollziehen ist, warum Dachdecker in diesen guten Zeiten von allen Baugewerken die geringsten Preissteigerungen im Bereich Modernisierung von Wohngebäuden aufweisen. Der ZVDH unterstützt seine Innungsbetriebe bei der Vorkalkulation und Berrechnung betriebsindividueller Stundenverrechnungssätze.
Ob die prognostizierten + 4,0 % Umsatzwachstum in 2019 erreichen werden, ist nach zwei negativen Veränderungsraten im Oktober 2019 (-2,8 %) und im November 2019 (-4,4 %) nicht mehr sicher, da diese beiden Monate im vierten Quartal liegen und dieses gegenüber den anderen Quartalen eine deutlich höhere Gewichtung aufweist. Bei aktuellen Umfragen zu Umsatz, Auftragsbeständen, Auslastung, Beschäftigung und Beurteilung der Geschäftslage sind so gute Ergebnisse wie selten zuvor erreicht worden, sodass mit einer Beruhigung gerechnet werden muss.
Hohe Auftragsbestände
Allerdings ist der ZVDH insbesondere aufgrund der hohen Auftragsbestände für 2020 positiv gestimmt. Bei den zuletzt gemessenen Preissteigerungsraten müsste erneut ein nominales Plus von 4 % erreichbar sein. Frischer Schwung wird durch das Gesetz zur Umsetzung des Klimaschutzprogramms 2030 im Steuerrecht (steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung) erwartet.
Erfreulich sind auch die Meldungen zur Stimmung und den Geschäftsaussichten: 78 % der Unternehmen bewerten die Geschäftslage in den verbandsinternen Umfragen als sehr gut oder gut. Im langfristigen Vergleich liegen die durchschnittlichen Bewertungen mit der Schulnote 2,0 auf einem neuen Rekordniveau. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Geschäftsaussichten: Die positiven Erwartungen schneiden hier mit einem Schulnoten-Mittelwert von 2,1 ab – dem höchsten jemals erreichten Wert eines zweiten Quartals in den ZVDH-Umfragen. Gestützt werden die Bewertungen von vollen Auftragsbüchern. Die Auslastung des Personals liegt mit 95 % ebenfalls bei einem Rekordwert in 12 Jahren Quartalsumfragen. Entsprechend gehen mehr als 90 % der Unternehmer davon aus, dass die Anzahl ihrer Mitarbeiter im nächsten halben Jahr gleichbleiben oder steigen wird (der beste Wert seit dem Jahr 2011).
Zu geringe Preissteigerungen
Doch trotz des positiven Rückenwinds kommen die Dachdecker bei den Umsatzsteigerungen weiterhin nicht an das Gesamtniveau im Handwerk heran. Während das Zimmerer- und Holzbaugewerbe durchschnittliche jährliche Umsatzsteigerungsraten von 4,5 Prozent innerhalb der letzten 10 Jahren kommt, erreicht das Dachdeckerhandwerk in derselben Zeit nur knapp 2,1 Prozent. Bezogen auf den Mai 2019 konnten die Dachdecker gegenüber dem Vorjahr im wichtigen Geschäftsfeld Instandhaltung und Sanierung von Wohngebäuden nur eine Preissteigerung von 3,0 Prozent erzielen. Weit oben in der Liste liegen Gerüstbauer, die mit 5,7 Prozent fast das Doppelte an Zuwachs erreichen.
Mangelnde Gewinnorientierung
Diese Zahlen legen nahe, dass es bei den Dachdeckerunternehmen zu wenig Gewinnorientierung gibt und die Stundenverrechnungssätze zu niedrig liegen. Oft wird vorausgesetzt: „Höhere Preise kann ich nicht durchsetzen.“ Doch gerade, wenn die Auftragsbücher voll sind und die Betriebe sogar Anfragen ablehnen müssen, ist das ein unbefriedigender Zustand. Denn wenn die Nachfrage aktuell so hoch ist, müssten sich auch höhere Preissteigerungen durchsetzen lassen. Ein weiterer Grund für die unterm Strich schwachen Gewinne: Viele Betriebe haben auch Hemmungen, sich von Kunden trennen, an deren Aufträge zu wenig verdienen.
Kalkulieren leicht gemacht
Der ZVDH bietet den Mitgliedsbetrieben zwei Excel-basierte Tools an, mit denen sie schnell und einfach ihre Vorkalkulation erledigen und die lohngebundenen Kosten sowie den betriebsindividuellen Stundenverrechnungssatz ermitteln können. Für Innungsbetriebe sind diese im internen Bereich abrufbar: https://member.dachdecker.de unter „ZVDH-Unternehmer-Info“.
Wir sind unseren Preis wert
Weiterhin kann ein Flyer zur Kundeninformation im internen Bereich bestellt werden. Mit dem Folder angesprochen werden soll der „normale“ Kunde, für den der Dachdecker-Betrieb Stunden- und Tagelohnarbeiten auf Nachweis verrichtet. Er informiert über die durchschnittliche prozentuale Höhe der Kosten einer Arbeitsstunde im Dachdeckerhandwerk und erklärt, aus welchen Bestandteilen sich der Stundenverrechnungssatz zusammensetzt. Der Folder eignet sich als Beilage für Angebote und Rechnungen sowie als Hilfsmittel bei Preisverhandlungen:
Flyer zur Kundeninformation (kostenlos für Innungsbetriebe)