Ein Rückblick und ein Ausblick
Das Jahr 2023 hat uns mit Schrecken auf die globalen Herausforderungen blicken lassen. Der fortwährende Krieg in der Ukraine und gewaltsame Auseinandersetzungen im Nahen Osten bestimmen die aktuelle Nachrichtenlage. Deutschland ist geprägt von Unsicherheit und oft ist die gefühlte Lage schlimmer als die tatsächliche. Unbestritten ist, dass die gesamtwirtschaftliche Leistung 2023 stagniert und die Haushaltslücke neue Risiken für das kommende Jahr birgt. Doch für 2024 zeigt sich beispielsweise das ifo-Institut verhalten optimistisch und geht von einer allmählichen Erholung der Konjunktur aus mit kräftigeren Wachstumsraten der Wirtschaft und prognostiziert für das Jahr 2025 eine Normalisierung der Konjunktur.
Lage im Dachdeckerhandwerk
Die Krise des Neubaus ist derzeit das Schwerpunktthema der Medien, dadurch verliert man allerdings aus dem Blick, dass der Neubau nur rund 30 % des gesamten Bauvolumens ausmacht. Auch das Dachdeckerhandwerk spürt diese Entwicklung, doch Hauptumsatztreiber sind die Bereiche Sanierung sowie Reparatur/Instandhaltung und Wartung. Insofern sind die Auswirkungen bisher nicht so dramatisch. Dachdeckerbetriebe haben gezeigt, dass sie anpassungsfähig sind und schnell auf Entwicklungen reagieren. So hat sich für viele Betriebe der Bereich der Photovoltaik als Gewinnbringer gezeigt. Als Berufsorganisation haben wir diese Entwicklung durch passende Weiterbildungsangebote unterstützt und können mittlerweile auf 3.000 ZVDH-zertifizierte PV-Manager im Dachdeckerhandwerk blicken. Dieses große Interesse zeigt, wie flexibel Dachdecker sind und sie trotz schwierigem Wirtschaftsumfeld mit nicht ganz so deutlichen Einbußen rechnen müssen wie der Gesamtbau.
Was wird kommen?
In die Zukunft schauen können wir nicht, und vor allem die vergangen drei Jahre haben gezeigt, wie fragil sicher geglaubte Strukturen sind. Doch bei allem sollten wir uns wieder vor Augen führen: Wir leben in einer stabilen Demokratie, die Sicherheit und freies Arbeiten gewährleistet. In unserer Demokratie sind grundlegende Rechte wie Meinungs- und Pressefreiheit verankert: unverzichtbar für das Leben in unserer Gesellschaft. Es ist wichtig, kontroverse Ansichten zuzulassen und den Dialog aufrechtzuerhalten. Ebenso gehört es dazu, Missstände aufzuzeigen, aber auch konstruktiv an Lösungen zu arbeiten. Die Bewahrung von Frieden und Wohlstand wird zu einer zentralen Aufgabe für uns alle in Europa.
Im Dachdeckerhandwerk stehen wir vor der Herausforderung, die Energiewende mitzugestalten, Fachkräfte auszubilden und die Betriebe zukunftssicher aufzustellen. Als ZVDH setzen wir uns dafür ein, dass die politischen Rahmenbedingungen stimmen. Wir sind bereits in vielen Bereichen ein ernstzunehmender Gesprächspartner der Politik geworden. Angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen wird der Weg sicherlich nicht einfacher. Aber was uns alle tragen sollte: Dachdeckerinnen und Dachdecker gehören zu einer starken Gemeinschaft: als Teil der Dachdeckerfamilie, aber auch als Teil des Handwerks insgesamt. Denn eins hat die Vergangenheit auch gezeigt: Vorwärts kommen wir nur, wenn wir über den Tellerrand schauen und neue Wege gehen. Wir sind die Wirtschaftsmacht von nebenan! Das sollten wir nicht vergessen.